Schaumarten, Fensterschaum

Fensterschaum - das muss er können!

Neubauten sollen eine luftdichte Gebäudehülle haben, so will es die Energieeinsparverordnung. Das heißt: Nicht nur das Fenster soll energetisch top sein, auch die Fuge zwischen Fensterrahmen und Wand muss jahrzehntelang dichthalten.

Das erreicht der Profi, indem er verschiedene Abdichtungsbaustoffe kombiniert. Einer der Hauptbestandteile bei der Dämmung von Fensterfugen ist PU-Schaum. In Deutschland werden rund 80 Prozent der Fenster damit gedämmt und eingebaut. Doch was macht einen guten Fensterschaum aus? 

Warum der PU-Schaum dehnbar sein sollte

Fensterschaum, flexibel und dehnbar

Für Fenster eignen sich besonders flexible Bauschäume. Der Grund dafür? Die Rahmen verändern ihre Größe und ihre Position, wenn sie Wind, Hitze oder Kälte ausgesetzt sind. Bei Südfenstern kommen Temperaturunterschiede bis zu 100 Grad Celsius vor. Das Material erhitzt im Sommer und kühlt im Winter ab, entsprechend dehnt sich der Rahmen oder zieht sich zusammen.

Fugendehnung ausgleichen

Bei Aluminiumfenstern kann sich der Rahmen unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen bis zu einem Millimeter pro laufenden Meter bewegen. Bei PVC-Fenstern sind es sogar zwei Millimeter. Zudem verbindet der Schaum immer zwei verschiedene Materialien, die ein unterschiedliches Ausdehnungsverhalten haben. Deswegen ist immer mit einer gewissen Fugenbewegung zu rechnen.

All dies muss der Fensterschaum aushalten, ohne zu reißen.

Woran Sie flexible Bauschäume erkennen

Flexible PU-Schäume erkennen Sie meist bereits am Produktnamen. Wortschöpfungen aus den Begriffen „flexibel“ oder „elastisch“ deuten darauf hin. Wenn der Produktname auf der Dose keinen Hinweis gibt, werfen Sie einen Blick ins Produktdatenblatt. Die Flexibilität des Schaumes kann man an der Kompressionskraft ablesen. Herkömmlicher Schaum liegt hier zwischen 30 und 60 kN (Kilonewton), die elastischen Fensterschäume sollten unter 20 kN haben.

So überprüfen Sie die Qualität von Fensterschaum

Ein sichtbares Qualitätsmerkmal ist die Konsistenz, mit der der Schaum aus der Dose kommt. Im Idealfall sieht er aus wie frisch geschlagene Sahne. Ein öliges oder zähflüssiges Aussehen ist ein Zeichen für ein minderwertiges Produkt. Außerdem ist es wichtig, dass der PU-Schaum sofort gut auf dem Untergrund haftet und nicht die Fuge hinunter rinnt. Der Fachmann spricht vom Sitzenbleiben bzw. Abrutschen. Nur ein gut haftender Schaum verteilt sich gut und dämmt deswegen gleichmäßig.

Feinporig und gleichmäßig

Ein weiteres Qualitätsmerkmal offenbart der ausgehärtete Schaum. Wenn Sie die überstehenden Schaumreste mit einem Messer abschneiden, zeigt sich die Schaumstruktur. Je feinporiger und gleichmäßiger sie wirkt, desto besser ist der Wärmeschutz. Idealerweise erinnert das Schaumbild an eine feine Schaumstoffmatratze.

Dämmt vergilbter Fensterschaum noch richtig?

Mit PU-Schaum gedämmte Fensterfugen müssen noch weiter abgedichtet werden. Nicht immer führen die Monteure diese Arbeiten sofort aus. In der Folge vergilbt der lichtempfindliche PU-Schaum, wird spröde und ist leicht abzukratzen. Das wirft die Frage auf, ob er so noch seine Dämmfunktion erfüllen kann.

Hier spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Unproblematisch ist es, wenn die Abdichtung innerhalb von wenigen Wochen nachgeholt wird. In diesem Zeitraum ist die Veränderung noch sehr oberflächlich und eher ein kosmetisches Problem. Unter der obersten Schicht ist der Schaum noch vollständig intakt. Bevor die Handwerker die Fugen endgültig abdichten, sollten sie allerdings die verfärbte PU-Schaumschicht abtragen.

Ist der Schaum jedoch länger als einige Wochen der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, wird er spröde und verliert nach und nach seine guten Dämmeigenschaften. Nach mehreren Jahren am Licht kann er sich sogar fast vollständig auflösen. Vor Lichteinwirkung geschützt ist PU-Schaum verrottungs- und fäulnisfest und dämmt Jahrzehnte lang zuverlässig.

Autor: Antje Ebner

Interview: Fenster nur mit PU-Schaum einbauen – geht das?

Immer wieder gibt es Berichte, dass Fenster ausschließlich mit der Hilfe von PU-Schaum montiert und gedämmt werden können. Andere Beiträge wiederum weisen ausdrücklich darauf hin, dass genau das nicht geht. Was stimmt denn nun?
Das PU-Schaum-Infocenter hat bei dem deutschen Experten für den fachgerechten Fenstereinbau Dipl.-Ing. Wolfgang Jehl vom ift Rosenheim nachgefragt.

Mehr über Dipl.-Ing. Wolfgang Jehl erfahren

Dipl.-Ing. Wolfgang Jehl Dipl.-Ing. Wolfgang Jehl
Herr Jehl, was ist die Funktion von Bauschaum beim Fenstereinbau? Was kann er, was kann er nicht?

Kurz gesagt: PU-Schaum dämmt! Er sorgt dafür, dass die Fuge zwischen Fensterrahmen und Wand eine gute und durchgehende Wärmedämmung bekommt. So bleibt im Winter die Wärme im Haus und die Kälte draußen. Im Sommer natürlich umgekehrt. Für die Fugendämmung eignet sich PU-Schaum dank seiner ausgezeichneten Dämmwerte sehr gut.

Und wie sieht das jetzt mit der Befestigung aus – ist PU-Schaum dafür hilfreich?

Hilfreich schon. Jeder, der schon mal ein Fenster eingebaut hat, kann bestätigen, dass ein mit PU-Schaum gedämmtes Fenster satter in der Leibung sitzt. Der Schaum klebt ja zu den Fugenflanken und verbindet so den Fensterrahmen mit der Wand. Das ist ein willkommener Nebeneffekt, den man aber statisch nicht anrechnen kann. Um ein modernes Fenster sicher und dauerhaft zu befestigen, können Sie auf geeignete mechanische Befestigungsmittel wie Schrauben, Dübel und dgl. nicht verzichten. Das gilt auch für alle anderen Dämmstoffe. Unter dauerhaft ist übrigens die übliche Nutzungserwartung von Fenstern, durchschnittlich 40 Jahre, zu verstehen.

Bleibt noch die Frage nach der Dichtigkeit der Fensterfuge …

Hier gilt das Gleiche wie bei der Befestigung. Natürlich ist eine Fuge, die mit PU-Schaum ausgefüllt wurde, dichter als eine Fuge, die noch nicht gedämmt wurde. Wenn der Schaum am Fensterrahmen und der Wand gut verbunden ist, also beide Fugenflanken verkleben, hat das auch einen sehr positiven Einfluss auf die Fugenschalldämmung. Aber das allein reicht noch nicht aus, um eine Fuge nach den Regeln der Technik dauerhaft abzudichten.

Warum?

Die Fuge muss auf der warmen, also Raumseite rundherum luftdicht sein, um eine Durchströmung der Fuge und damit Lüftungswärmeverluste und Zugluft zu verhindern. Das Besondere ist dabei, dass es sich bei der Fensteranschlussfuge immer um eine Bewegungsfuge handelt. Sie brauchen also Abdichtungsprodukte, die alle zu erwartenden Bewegungen der Fuge mitmachen und trotzdem ihre dichtende Funktion beibehalten. Damit die Fuge dauerhaft luftdicht ist, sind deswegen noch weitere Schritte nötig. Häufig greifen die Handwerker hier zu Fugendichtungsbändern, Fugendichtungsfolien oder spritzbaren Dichtstoffen. Es gibt aber auch noch andere geeignete Materialien.

Und von außen – welche Schritte sind da nötig?

Von außen brauchen wir einen sogenannten schlagregendichten Anschluss, der verhindert, dass bei heftigem Regen und Windeinwirkung Wasser in die Fuge eindringen kann. In der Regel wird die Fuge hier ebenfalls mit speziell dafür geeigneten, bewegungsaufnahmefähigen Abdichtungsprodukten (siehe oben) abgedichtet. Aber Achtung, die Abdichtungsprodukte innen und außen sollten so aufeinander abgestimmt sein, dass evtl. auftretende Feuchtigkeit in der Fuge nach außen abtransportiert werden kann. Hinzu kommen Maßnahmen, mit denen das Regenwasser kontrolliert abgeleitet werden kann, zum Beispiel Fensterbänke. Was hier genau gemacht werden muss, hängt stark davon ab, mit welcher Wetterbelastung beim jeweiligen Fenster gerechnet werden muss.

Wenn noch so viele Arbeitsschritte nötig sind, um ein Fenster RAL-gerecht einzubauen, kommt dann PU-Schaum überhaupt noch bei der Fugendämmung zum Einsatz?

Oh ja, ich gehe davon aus, dass rund 80 Prozent der in Deutschland montierten Fenster mit PU-Schaum gedämmt werden.

Warum greifen Fenstermonteure trotzdem so häufig nach Montageschaum?

Ein Fenster nach den Regeln der Technik einzubauen heißt, zu befestigen, zu dämmen und zu dichten (vgl. z.B. VOB/C ATV DIN 18355, Tischlerarbeiten, Abschnitt 3.5, Einbau), verlangt neben einer geeigneten Materialauswahl immer auch eine fachgerechte und sorgfältige Verarbeitung und Ausführung. Wie schon gesagt, sind das einmal natürlich die guten Dämmeigenschaften von PU-Schaum, also seine geringe Wärmeleitfähigkeit. Außerdem ist er sehr rationell und wirtschaftlich zu verarbeiten. Das ift hat diesen Aspekt 2005 in einer Studie untersucht. Im Vergleich zu Dämmstoffen, die in die Fuge gestopft werden, ist die Fugendämmung mit PU-Schaum mindestens doppelt so schnell erledigt. Bei ungünstigen Einbausituationen kann es mit PU-Schaum sogar bis zu fünfmal schneller gehen. Etwa dann, wenn man es in einem Altbau mit ungleichmäßigen, schwer zugängigen Fugen zu tun hat.

Und was ist nun dran an den „Wunderschäumen“, von denen immer wieder berichtet wird?

Es stimmt, dass einige wenige Anbieter damit werben, dass ihr Schaum alle notwendigen Funktionen alleine abdecken kann. Ich kann nur aus meiner Praxis sagen, dass bisher noch kein solcher Schaum erfolgreich beim ift Rosenheim getestet wurde. Wir haben seit einigen Jahren Prüfmethoden dafür entwickelt. Bisher ist unserem Institut aber noch kein Schaum vorgestellt worden, der alle erforderlichen Tests bestanden hätte.

Über Wolfgang Jehl

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Jehl, Produktmanager Montage, Fenster und äußere Abschlüsse beim ift Rosenheim. Als Experte ist er federführend bei der Erstellung des RAL-Leitfadens zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung.

Bitte beachten Sie:

Die Wahl des richtigen PU-Schaums ist ein Aspekt beim fachgerechten Fenstereinbau. Das Gewerk umfasst aber weitere wichtige Arbeitsschritte, die hier nicht dargestellt werden können. Der RAL Leitfaden zur Fenstermontage hat immerhin einen Umfang von 300 Seiten. 

Mehr dazu erfahren Sie auf der Seite des ift Rosenheim. Hier zeigen zehn kostenlose Videotutorials detailliert die einzelnen Schritte zur richtigen Fenstermontage.

Die vom gemeinnützigen ifz Rosenheim finanzierten Videos finden Sie hier

Mehr Infos zum Leitfaden Fenster und Montage finden Sie zum Beispiel beim Verband Fenster und Fassade.

Leitfaden zur Montage

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